Geschichtliches

aus einem Zeitungsartikel am 5.10.2002 (IVZ)

Wolkenbruch riss ein tiefes Loch zwischen Hof und Kirche

...

Im 17. Jahrhundert war Ibbenbüren hin und her geworfen: mal war die Stadt katholisch, mal gewannen die Reformierten die Oberhand. ... Nachdem die bischöflichen Truppen die Oberhand in Lingen 1674 verloren, wehte auch in Ibbenbüren für die Katholiken ein kalter Wind. Es begannen Jahre der Verfolgung und der religiösen Unterdrückung. Seit dem 6. März 1675 ... durfte in Ibbenbüren kein katholischer Gottesdienst abgehalten werden. Die Geistlichen flohen ins katholische Münsterland, die Ibbenbürener Geistlichen fanden Unterschlupf in Riesenbeck.

So eng Ibbenbüren und Riesenbeck beisammen lagen, es trennten sie religiöse Welten. Doch gaben wohl viele Ibbenbürener ihren Glauben nicht auf. Sie machten sich über viele Jahre hinweg auf den Weg, um den Gottesdienst im Ausland auf Riesenbecker Gebiet, jenseits der Grenze zu feiern. Ganz in der Nähe der Grenze bauten sie sogenannte Notkirchen. Wo und für wie lange diese Notkirchen im Grenzbereich von Riesenbeck und Ibbenbüren standen, darüber gibt es keine letzte Gewissheit. ... Nicht zuletzt auf Grund der Forschungen von Anton Rosen galt es bislang als gesichert, dass die Brumley-Kapelle in der sogenannten Kaiserei lag. ... Rose verschweigt nicht, dass mehrere Standorte für die „Bramkirche auf der Brumley bei Riesenbeck“ in Frage kommen. Hierzu schreibt er ...: „Alte Bauern aus Birgte wollen den Standort der Bramkirche in die unmittelbare Nähe der Brumleymühle verlegen. Nach der Zeichnung Goldschmidts kann sie dort nicht gestanden haben. ... In den Kirchenakten ist allerdings festgehalten, dass im Jahre 1686 in der Scheune der Brumleymühle das Sakrament der Firmung gespendet worden ist. ...“ ..

Bei der von Rosen genannten Brumleymühle handelt es sich um den nahe der Ibbenbürener Grenze gelegenen heutigen Hof Hardebeck.

In der von Josef Keller gefundenen Urkunde vom 29. August 1714 berichte Johan Bernhard Kamphauß, dass der Eigenhörige Herman Brumley „hatt claget mit weinenden Organ zu erkennen gegeben“, dass im Kirchspiel Riesenbeck innerhalb kurzer Zeit auf Grund dreier Wolkenbrüche enormer Schaden entstanden sei. Kamphauß nahm die Schäden selber in Augenschein. So war unter anderem eine neu erbeute Mauer zerstört worden. Weiter heißt es in der Urkunde:

„Weiter ersehe, daß der 24 augusti lauffenden jahrs wieder ein wolken brucht ein gefallen und daß der selbe über Brumley Hoff eine grube getrieben zwischen Brumleys behausungh und der Ibbenbüricher Katollische Kirche, so auff Brumleys Hoff stehet, ad anderthalb hundert Fuß shritt langs und mehre theils Zwantzich sieben Fuß breit und fünffzehn Fuß ungefehr tieft, und war Godt der all machtiger nicht in Gnaden dar für ersehn, daß Hauß und die Kirche gentzlich ruiniert worden, und wan nicht bey Zeit dar fürr gebowet wirt, und noch ein Mahl ein socher wolkenbruchte einfalle würde da´´ Brumley Hauß und Kirche in gewiser gefahr stehen wurde.“

Der Beschreibung nach ist zu entnehmen, dass ein gewaltiger Wolkenbruch eine tiefe Grube riss, und zwar zwischen dem Haus des Brumleyhofs und einer Kirche, die dort offensichtlich gestanden hat. Möglicherweise war das Wasser den Teutohang abwärts wie in einer Flutwelle über den Hof gezogen. Wie stark die Kirche beschädigt wurde, ob sie möglicherweise deshalb sogar abgerissen werden musste, ist nicht überliefert. Dass die Ibbenbürener Katholiken ihre Gottesdienste nicht in erster Linie in einer Felshöhle im Wald, sondern auf dem Hof Brumley gefeiert haben, dafür spricht nach Meinung von Josef Keller der wiederholte Hinweis, dass die für Ibbenbüren zuständigen Kapläne ihre Wohnung gleich neben dem Gotteshaus hatten. ...

Der folgende Aufsatz erschien am 03.09.2009 auch online:
“Mehr als 40 Jahre war die Bramkirche im Brumleytal in Birgte Zuflucht der Katholiken”

Historische Fotos